Montag, 13. Januar 2014

Der Fall Arne Petrich: "So viel Unverschämtheit beim Plagiieren ist mir wohl noch nie begegnet!" - Autor Wolfgang J. Koschnick meldet sich zu Wort


(lsn / hölke) - Er mag inzwischen eingesehen haben, dass das, was er vor wenigen Wochen gemacht hat, nicht seine beste Idee gewesen ist. Der Jenaer Social Entrepreneur, Lokalpolitiker, JENAPOLIS-Chef und Immobilienmakler Arne Petrich veröffentlichte Ende Dezember 2013 in mehreren Teilen (siehe HIER und DA) seine Ideen zum "Nachdenken über Demokratie zum Jahresende". Er tat dies wohl, um bestimmte Intentionen hinter seiner Bewegung "BÜRGER MACHT JENA" thematisch zu unterfüttern; dafür spricht auch die Tatsache, dass die Artikelserie genau 150 Tage vor der Kommunalwahl erschien. Dumm nur, wenn eigene Ideen nicht die eigenen sind und schamlos bei anderen abgeschrieben wurde, was man als eigenes Konzept ausgibt.

Aber nicht genug damit. Der Mann, der persönlich oder über seinen Assistenten Tobias Netzbandt Dritte permanent auffordert, die Wahrheit zu sagen oder Angaben zu korrigieren (was im Übrigen nicht zu den Kernkompetenzen von JENAPOLIS selbst zu gehören scheint), legte sich mit dem renommierten Allensbacher Politologen und Wissenschaftsjournalisten Wolfgang J. Koschnick (siehe oben) an, der Autor und Urheber des plagiierten Textes ist. Petrich reagierte erst auf die zweite Aufforderung Koschnicks, das Plagiat aus dem Internet zu nehmen oder alle Zitate "ordentlich anzuführen" (= Zitat Wolfgang J. Koschnick) und der Jenaer Social Entrepreneur schrieb diesem sogar: "Ich möchte mich nicht mit Ihnen über die geistige Schöpfungshöhe streiten müssen."

Indes gab es bei knapp zwei Dutzend Übereinstimmungen zwischen Koschnicks Text und dem von Petrich kaum Interpretationsspielraum. Trotzdem: erst nachdem ihn Koschnick, "auf die strafrechtlichen Konsequenzen aufmerksam gemacht hatte, schrieb er (Petrich) mir zurück, entschuldigte sich und versicherte mir, er habe den Text noch in derselben Nacht aus dem Netz genommen."

Verwundert zeigte sich der erfolgreiche Buchautor (siehe links) jedoch über die weitere Reaktion von Arne Petrich, die wohl auch nicht ganz der Wahrheit entsprach. So schrieb der Social Entrepreteur an Koschnick: „Ich bin kein böser Mensch und ich mache das nicht vorsätzlich. Wir arbeiten hier bei Jenapolis ehrenamtlich und versuchen in unserer Stadt die politische Kommunikationskultur zu verbessern. Wir führen nichts Böses im Schilde. Manchmal sind wir nicht ausreichend trennscharf, wie auch in Ihrem Fall. Unsere eigenen Beiträge stellen wir unter eine CC Lizenz, jeder kann sie benutzen und verändern. Wir freuen uns, wenn die Ideen eine breite Öffentlichkeit finden."

So weit, fast gut. Jedoch wirkt JENAPOLIS in der Tat NICHT ehrenamtlich sondern die über das Mitmachportal generierten Werbeeinnahmen (2012/2013 soll die Gesundheitskasse AOK als Premium-Werber z. B. rund 18.000 Euro an JENAPOLIS gezahlt haben. Jede einzelne, bei JENAPOLIS zu sehende, Kleinannonce kostet den Werber 100 Euro zzgl. MWST) ermöglichen es den Mitarbeitern, hiervon einen Teil ihres Lebensunterhalts zu bestreiten. Und auch die Bemerkung "Unsere eigenen Beiträge stellen wir unter eine CC Lizenz, jeder kann sie benutzen und verändern. Wir freuen uns, wenn die Ideen eine breite Öffentlichkeit finden." sieht in der Wirklichkeit gelegentlich schon mal anders aus. So forderte Tobias Netzbandt die "Lichtstadt.News" vor Kurzem auf "Ich gehe doch davon aus, dass sie meinen Text unverzüglich von Ihrem Blog entfernen (und zwar richtig und nicht, wie Sie denken, es richtig zu tun). Im Übrigen gehe ich davon aus, dass wenn ich von Text streichen spreche, der Text nicht mehr auffindbar oder lesbar ist. Ich stelle Ihnen gerne eine Rechnung und behalte mir selbstverständlich rechtliche Schritte vor." - Hintergrund war eine Presseerklärung der Initiative "Fußball in Jena", die wir veröffentlicht hatten.

Deshalb verwundert es nicht, wenn uns Wolfgang J. Koschnick letzte Woche schrieb: "Umso erstaunter war ich heute, als ich bei Google nach 'Nachdenken über Demokratie zum Jahresende' suchte. Das Plagiat steht dort noch immer (...) und natürlich weiterhin auch mit dem Hinweis auf den angeblichen Autor 'Arne Petrich'. Der Mann hat mich wohl angelogen." Zwischenzeitlich, so der Politiloge gestern gegenüber den "Lichtstadt.News", habe ihm Petrich versichert, dass alles komplett gelöscht worden sei.

Dies ist aber nicht der Fall, denn weiterhin kann man bei JENAPOLIS durch Anklicken der Links die Artikelserie abrufen inklusive aller Kommentare, was Koschnick nun zu der Bemerkung veranlasste: "So viel Unverschämtheit beim Plagiieren und beim Festhalten am Plagiat ist mir wohl noch nie begegnet, obwohl ich da Einiges gewohnt bin. Beim Klauen erwischt werden kommt ja schon mal vor. Aber dann noch am Diebstahl festhalten ist schon etwas ganz Besonderes."

Wir haben dem nichts mehr hinzuzufügen ... außer: Das Ganze wirft kein gutes Licht auf die politische Kompetenz von Arne Petrich und seine "BÜRGER MACHT JENA" und lässt die Glaubwürdigkeit seiner Zusicherungen desaströs erscheinen.

----------------- Nachtrag vom 14.01.2014 - 9 Uhr: Inzwischen sind die beanstandeten Artrikel unter dem Titel "Nachdenken über Demokratie zum Jahresende" im Internet wieder unkenntlich gemacht worden; Screenshots der Wiederverfügbarkeit zum 13.01.2014 belegen aber den Vorwurf! Die Redaktion -----------------

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