Samstag, 7. Juni 2014

"Wer bitte ist KÖNIG UBU?": Erste Details zu Alfred Jarrys Sommerspektakel-Kulturarena-Eröffnungs-Komödie


(LN / THEATERHAUS | 2014-06-07) - Ritter in Unterhosen, Dixi-Klos als Wachhäuschen, Shakespeare-Pathos, Slapstick, alberne Schlachten und ein moderner Sängerkrieg: im diesjährigen Sommerspektakel zur Eröffnung der "Kulturarena Jena 2014" ist alles möglich.  An einer Sache allerdings gibt es kaum noch Zweifel:

Ubu, der dümmste, gefräßigste, feigste und stinkendste König der Theatergeschichte, ist nur durch einen hinterhältigen Mord auf den polnischen Thron gekommen. Und selbst das war nicht seine eigene Idee, seine Frau musste ihn mit der Aussicht auf jede Menge Leberwurst zum Putsch überreden. Einmal an der Macht, tyrannisiert er die Bevölkerung mit maßlosen Steuern, die einzig seiner persönlichen Bereicherung dienen, und jeder, der sich widersetzt, wird kurzerhand „enthirnt“ – bis der russische Zar Ubus Armee auf seinem Feldzug vernichtend schlägt. Doch Ubu kann sich feige nach Frankreich flüchten, wo er sich zum Finanzminister ernennen lassen will.

Die Uraufführung von „König Ubu“ provozierte im Jahre 1896 einen wahren Theaterskandal. Schon nach dem ersten Wort, „Merdre!“ (abgeleitet vom französischen „Merde“ für "Scheiße") verließ ein Großteil des Publikums den Saal. Schon nach zwei Aufführungen musste das Stück abgesetzt werden und wurde dann erst mit dem Entstehen des absurden Theaters wiederentdeckt. Was damals als Verstoß gegen die Wohlanständigkeit auf der Bühne für Aufsehen sorgte, ist heute immer noch auf einer mehr inhaltlichen Ebene anstößig:

Da kommt ein zutiefst unmoralischer Mensch in eine hohe Machtposition, mordet und stiehlt und versucht nicht einmal, seine egoistischen Absichten hinter gesalbten Worten zu verbergen – ganz offen spricht er sein Regierungsprogramm aus: persönliche Bereicherung zu Lasten des Volkes. In der Figur des König Ubu versammeln sich alle schlechten Eigenschaften und niederen, animalischen Triebe des Menschen. Alfred Jarry hat mit seiner berühmten Figur eine Umkehrung der großen Könige aus den shakespeareschen Dramen, die neben Jarrys Physiklehrer aus dem Gymnasium als Vorlage dienten, geschaffen.

Waren in der Theatergeschichte bis dahin die Könige wenn nicht als moralische Vorbilder, so doch stets als feingeistige, gebildete und kluge Helden aufgetreten, ist von Erhabenheit bei König Ubu rein gar nichts mehr zu spüren. Was als großes Festessen beginnt, endet mit einer Klobürste, wo gewählte, tiefsinnige Worte stehen sollten, hört man Vater und Mutter Ubu fluchen, wo Tapferkeit und Ehrgefühl zu erwarten wären, regieren Feigheit und Kleingeistigkeit. 

Das Kulturaren-Eröffnungs-Spektakel mit dem Ensemble des Theaterhauses Jena und Gästen sowie zahlreichen Statisten aus Jena und der Umgebung unter der Regie von Moritz Schönecker gibt es am 10./ 11./ 12. und 13. Juli 2014 jeweils um 21 Uhr 30 Uhr auf dem Theatervorplatz Jena. Karten dafür kann man u.a. bei der Tourist-Information Jena erwerben.

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