Montag, 16. Dezember 2013

"Geldregen gegen Geschäftsanteile": FCC-Mitglieder stimmten Investoreinstieg Roland Duchâtelets zu - 2 Mio. Euro gibt es sofort und bis zu 4 Mio. Euro Kredit!


(lsn / fcc / mdr) - Mehr als 600 Vereinsmitglieder nahmen an der Mitgliederversammlung des FC Carl Zeiss Jena teil und dokumentierten somit eindrucksvoll die Bedeutung der anstehenden Entscheidungen.

Im Mittelpunkt des Interesses während der Jahreshauptversammlung stand das Angebot des belgischen Geschäftsmannes Roland Duchâtelet (Foto rechts), dass sein Unternehmen "Starprix NV" für zwei Millionen Euro 49,98 % der Stimmrechte beim FCC und 95 % der Anteile an der FC Carl Zeiss Jena Fußball Spielbetriebs GmbH kauft und darüber hinaus dem Jenaer Traditionsverein mit Darlehenszusagen über mindestens vier Millionen Euro zur Verfügung steht.

Bevor es an die mit Spannung erwartete Abstimmung zum belgischen Investor ging, legte Vereinspräsident Rainer Zipfel in einer knapp einstündigen Rede Rechenschaft über die vergangene Saison ab. Dabei gab er einen Abriss über die Ereignisse rund um das 110-jährige Vereinsjubiläum, das mit Hochwasser, Stadionsperrung, Flutlichtabriss und Verlegung des Spiels gegen Newport County nach Weimar unter erschwerten Bedingungen gefeiert und dennoch ein unvergessliches Ereignis wurde. In diesem Zusammenhang versprach er, dass man ein 'Rückspiel' gegen Newport County in Wales vereinbaren werde.

Auch das Thema Stadion riss Zipfel an. Er bedankte sich ausdrücklich bei der Bürgerinitiative 'Unser Stadion' sowie den Initiatoren der Demonstration zum Erhalt des Ernst-Abbe-Sportfeldes und machte unter dem Applaus der Vereinsmitglieder klar: "Das Paradies ist nicht verhandelbar!" Wirtschaftlich konnte Rainer Zipfel mit der Meldung, zum 30. Juni 2013 dank eines ausgehandelten Gläubigerverzichts von 945.000 Euro und aufgebrachter Vergleichszahlung von 143.000 Euro de facto schuldenfrei zu sein, gute Nachrichten überbringen. Allerdings machte er auch deutlich, dass nach dem Abstieg in die Regionalliga die Einnahmensituation dramatisch sank, was mit einem reduzierten Personalaufwand nur bedingt abgefedert werden konnte, da die beiden Einnahmesäulen Zuschauereinnahmen und Sponsoring deutlich von den Planungen abweichen.
Im sportlichen Bereich zeichnete der Vereinspräsident ein positives Bild und dankte ausdrücklich Andreas Zimmermann und seinem Trainerteam sowie der Mannschaft für eine tolle Serie. Fair gratulierte er der TSG Neustrelitz zum Herbstmeistertitel, schickte aber hinterher: "Die Glückwunschkarte für den Sommer ist hingegen noch nicht geschrieben!" Deutlich wurde Rainer Zipfel beim Thema Relegation und appellierte an die Verbände: "Beendet diesen Irrsinn! Wer Erster wird, muss auch aufsteigen!" Nach Rainer Zipfels Rechenschaftsbericht erläuterte Schatzmeister Thomas Förster die finanzielle Situation des FC Carl Zeiss Jena und machte deutlich, dass trotz guten Ergebnisses im Jahr 2013 - was vor allen Dingen am Verzicht der Gläubiger über 85 Prozent ihrer Forderungen lag - die GmbH nach wie vor in einer wirtschaftlich schwierigen, ja sogar existenzbedrohten Situation steckt. Chris Förster, Fan und Vereinsmitglied, oblag es, Roland Duchâtelet vorzustellen.

Förster wird neben Roy Stapelfeld zweiter, ehrenamtlicher Geschäftsführer beim FCC und ist hauptberuflich seit mehr als 10 Jahren Finanzvorstand bei Halbleiter-Unternehmen X-Fab, in dem Duchâtelet investiert ist. Er verlas eine Grußbotschaft des Belgiers an die anwesenden Vereinsmitglieder, in der es u.a. hieß: "Ich will helfen, dass aus dem weißen Fleck Thüringen auf der Bundesliga-Landkarte ein blau-gelb-weißer wird!" Nach Chris Förster nutzte nochmals Rainer Zipfel die Gelegenheit, um aus seiner Sicht die Notwendigkeit des Investoreinstiegs zu begründen und diesen im Detail vorzustellen. So wird Duchâtelet 49,98 Prozent der Stimmrechtsanteile der GmbH erwerben, während der FC Carl Zeiss Jena 50,02 Prozent und somit die Stimmenmehrheit behält. Dafür erwirbt der Investor mit 95 Prozent die Mehrheit der Kapitalanteile (wovon jedoch nur insgesamt 10 Prozent stimmberechtigt sind).


Nach einer teilweise sehr emotionalen Aussprache, in der es auch deutliche Kritik am Investoreneinstieg gab, der "übrigens nicht immer fair gefolgt wurde" (wie es FCC-Pressesprecher Andreas Trautmann vorsichtig umschrieb; im Wirklichkeit wurden kritische Anmerkungen eines Mitglieds zur problematrischen Rückzahlung des Kredits mit teilwiese agressiven Beleidigungen nidergebrüllt - siehe auch MDR-Texttafel oben) kam es zur Abstimmung, die auf Beschluss der Mitgliederversammlung geheim abgehalten wurde.

638 Stimmen wurden abgegeben, wovon 518 Ja- und 120 Nein-Stimmen waren. Damit wurden die erforderliche Zweidrittelmehrheit sogar noch deutlich übertroffen und der Einstieg des Investors beschlossen. Präsidium (ohne Gegenstimme) und Aufsichtsrat (1 Gegenstimme) wurden mit überwätigender Mehrheit entlastet, bevor es an die Neuwahl von Aufsichtsrat und Ehrenrat ging. Dr. Reinhard Töpel, Tom Hilliger, Klaus Berka, Günther Poschinger, Mike Ukena und Heinz Künnert, der für den auf eigenen Wunsch ausgeschiedenen Dr. Hermann Kraft ins Kontrollgremium rückte, wurden ebenfalls mit großer Zustimmung der anwesenden Mitglieder gewählt. Gleiches galt für den Ehrenrat, der ebenfalls wiedergewählt wurde.

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