Freitag, 26. Juli 2013

"NSU" - Der Prozess # 29: Die Verhandlungstage 27 und 28 - Erkenntnsse über die "Dienelt-Maus" und die Explosion des Hauses


(schwarz und szabo) - Wie waren die drei "NSU"-Terroristen denn so als Nachbarn? Kannte man sie, hatte man Kontakt? Das wurde am 27. und 28. Verhandlungstag vor dem OLG München verhandelt und hierzu sagte an Tag 27 ein ehemaliger Nachbar des Trios als Zeuge aus.

Sie war durchaus freundlich, gesellig und spendabel: Beate Zschäpe oder "Susann Dienelt", wie sie sich damals in der Zwickauer Polenzstraße nannte. Das sagte der Nachbar vor Gericht aus. "Ab und zu hat man hinterm Haus zusammengesessen und sich über dieses und jenes unterhalten. So belanglose Dinge", sagte der Zeuge am 27. Verhandlungstag in München. "Die Liese war 'ne liebe, gute Nachbarin", fügte er an; "Liese" sei der Spitzname von Zschäpe gewesen. In der Nachbarschaft sei sie aber nur die "Dienelt-Maus" genannt worden, weil "Erstens hieß sie Dienelt, und zweitens ist sie 'ne Maus", fügte er an. Zu Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt habe er hingegen weniger Kontakt gehabt. "Wenn man sich sah hat man sich mal guten Tag und guten Weg gewünscht, und das wars im Grunde", berichtete er.

Zschäpe bewohnte mit den beiden anderen "NSU"-Terroristen jahrelang eine Wohnung in dem Mehrfamilienhaus. Sie habe gesagt, der eine sei ihr Freund, der andere dessen Bruder, berichtete der Zeuge. "Was wussten Sie über deren Berufe", fragte der Vorsitzende Richter Götzl den Zeugen. Sie würden Autos überführen, das habe Beate Zschäpe gesagt, erzählte er. Einmal habe sie den Nachbarn, die hinter dem Haus saßen und Fußball guckten, eine große Familienpizza spendiert, sagte er später.

Über Politik habe man nie gesprochen, sagte der Zeuge. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters gab er aber zu, dass auf dem Fernseher in seinem Keller ein Adolf Hitler Portrait gestanden habe. Allerdings ohne politischen Hintergrund, wie er erklärte. Das Bild sei vielmehr ein Andenken an einen verstorbenen Nachbarn gewesen. Zschäpe habe sich an dem Bild nie gestört, sonst auch niemand, sagte er zu Richter Götzl.

Irritiert reagierten die Nebenkläger-Anwälte auf zwei offensichtliche Sympathisanten aus der rechten Szene, die unter den Zuschauern im Gerichtssaal waren. Die beiden Glatzköpfe, von denen einer stark tätowiert war, hatten in einer Verhandlungspause am 27. Tag des Prozesses von der Absperrung der Besuchertribüne aus den Angeklagten Ralf Wohlleben und seine Anwältin Nicole Schneiders gegrüßt. Über die Identität er beiden Zuschauer ist allerdings nichts bekannt.

Außerdem kamen weitere Zeugen zu Wort am 27. Verhandlungstag sowie am 28., unter anderem ehemalige Nachbarn aus der Zwickauer Frühlingsstraße. Die dortige Wohnung des "NSU"-Trios, war am 04.11.2011 in Flammen aufgegangen, nachdem Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Eisenach starben und dabi in einem Wohnmobil Feuer gelegt hatten. Beide Male soll die Brandstiftung geschehen sein, um Spuren zu verwischen, sagt die Bundesanwaltschaft.

Auch wenn es zeitaufwendig erscheint, so versucht der Vorsitzende Richter dennoch akribisch die Details zu klären und dieses Mal ging es erneut um das Feuer in der "Frühligsstraße" aus Sicht der dortigen Nachbarn. Mindestens drei Menschen trafen Zschäpe am Brandort: Uwe H. und dessen Ehefrau Antje H., außerdem die Passantin Nadin R.. Letztere sagte am bereits am 27. Verhandlungstag aus. R. berichtete, sie habe an diesem 04.11. eine Frau vor dem Haus in der Frühlingsstraße getroffen, die zwei Katzenkörbe trug und ihr zugerufen: "Hinter Ihnen brennt’s!" Daraufhin habe sich die Frau umgedreht und erschrocken gewirkt, sagte Nadin R.. Dann habe die Frau die Katzenkörbe auf dem Gehweg abgestellt und zu ihr gesagt, sie müsse nach ihrer Großmutter schauen, die wäre noch im Haus. Gleich danach sei die Frau verschwunden gewesen.

Auch Herr und Frau H. bestätigten, dass die Hauptangeklagte am Nachmittag des 04.11.2011 in der Frühlingsstraße war. Den Aussagen am 28. Prozesstag zufolge, hatte sie einen roten Mantel an und kam aus Richtung des Hauses gelaufen. Als das Haus in Flammen aufging, waren beide gerade mit ihren Autos zu Hause angekommen. Sie kannten die Frau vom Sehen, manchmal habe sie draußen Wäsche aufgehängt oder man hätte sie beim Bäcker getroffen. Herr H., von Beruf Schornsteinfeger, hatte einen "dumpfen Knall" gehört, einen großen Schreck bekommen und sich sofort in Richtung des Hauses Nr. 26 umgedreht. Als der Staub sich verzogen hatte sah der 41-Jährige wie es im Nachbarhaus brannte.

Nach dem Erschrecken kam der Schock, wie er es vor dem Oberlandesgericht ausdrückte. "Kräftige Flammenentwicklung" habe er gesehen, eine Wand habe infolge der vorausgehenden Explosion gefehlt. Umso mehr habe es ihn überrascht, sagte H., als er die Frau mit dem roten Mantel sah, die ihm entgegenkam. "Gefasst" habe sie gewirkt, sagte er aus, und dass Beate Zschäpe "zügigen Schrittes" unterwegs gewesen sei. Als sie vom Haus weglief, wäre Zschäpe "über Trümmer" gestiegen, die infolge der Explosion auf der Straße gelegen hätten, berichtete er. "Sie wirkte nicht sonderlich panisch", sagt Herr H.

Er und seine Frau bestätigten auch, dass beide von den zwei Männern wussten, die mit Zschäpe in der Wohnung lebten. Diese hätten aber níemals gegrüßt und außerdem den Augenkontakt gemieden, wie Herr H. erzählte, im Gegensatz zu ihrer Mitbewohnerin. Sie seien ohnehin kaum "öffentlich in Erscheinung getreten". Hin und wieder habe er gesehen, wie sie mit ihren Rädern gefahren seien, berichtete H.

Frau H. sagte anschließend aus. Sie sprach von einem "erschreckten Ausdruck", den sie in Zschäpes Gesicht gesehen haben will, kurz nach der Explosion. "Was ist den hier los", habe sie die Angeklagte gefragt und Zschäpe hätte geantwortet: "Ach du Schreck!" Frau H. berichtete dem Strafsenat außerdem, wie Zschäpe ihre Katzenkörbe bei ihr abgestellt habe und sich dann an sie gewandt hätte, mit der Bitte, auf die Katzen aufzupassen. Dann sei Beate Zschäpe kurz wieder in Richtung des Hauses gegangen, danach aber um eine Ecke gebogen. Die Begegnung habe nicht einmal eine Minute gedauert, sagte sie auf Nachfrage, danach habe sie die Angeklagte nicht mehr gesehen. Bis zur Begegnung im Gerichtssaal.

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