Mittwoch, 24. Juli 2013

"NSU" - Der Prozess # 28: Der 26. Tag im "Zschäpe"-Prozess - Radio LOTTE sendet heute live aus München


(schwarz und szabo) - 488 Seiten lang ist die Anklageschrift gegen Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben, Holger Gerlach, Carsten Sch*ltz* und André Em*ng*r im sog. "NSU"-Prozess.

Bald 30 Tage tagt nun schon der zuständige 6. Strafsenat des Oberlandesgerichtes München, und ein Ende ist trotzdem erst in anderthalb JAhren abzusehen. An Verhandlungstag 26 stand erneut der Mord an Enver Şimşek im Fokus, der bereits am 20. und 21. Prozesstag verhandelt worden war. Jetzt war ein Rechtsmediziner als Zeuge geladen und es wurde ein Waffentechniker des beayerischen Landeskriminalamtes zum Verlauf der Ermittlungen über Şimşeks Tod gehört. Dabei gab der Beamte zu, dass die Ermittlungen nur schleppend gelaufen waren.

Erst zwei Jahre nach den tödlichen Schüssen von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt auf den türkischen Blumenhändler im September 2000 in Nürnberg sei das bayerische LKA in der Lage gewesen, ein Gutachten zu den verwendeten Waffen zu erstellen, sagte er zum Vorsitzenden Richter Martin Götzl. Das Gutachten sei auch nicht sehr umfangreich, räumte er in der Befragung ein, und bestehe lediglich aus zwei Papieren mit zusammen sieben Seiten.

Der Rechtsmediziner des Universitätsklinikums Erlangen erklärte, die Täter hätten auf Enver Şimşek bis zu neun Schüsse aus zwei Waffen abgefeuert, von denen den Blumenhändler acht trafen. Der Mediziner beschrieb anschließend enzelne Verletzungen, die Şimşek erlitten hatte. Tödlich sei schließlich ein "Schädelsteckschuss" gewesen, sagte der Zeuge. Nach Einschätzung des Experten dauerte das gesamte Tatgeschehen etwa 10 bis 15 Sekunden. Simsek war zwei Tage nach dem Angriff im Klinikum Nürnberg an seinen schweren Verletzungen gestorben.

Am Nachmittag des 26. Tages wurde noch einmal derjenige BKA-Beamte befragt, der den Mitangeklagten Holger Gerlach vernommen hatte. Bisweilen ging es an diesem Prozesstag auch hitzig zwischen den einzelnen Verteidigern zu, denn die Anwälte der verschiedenen Angeklagten vertreten ja jeweils die Interessen ihrer Mandanten, die unterschiedlicher nicht sien können. Gerlachs Anwalt will die Schuld seines Mandanten möglicht gering halten, während Zschäpes verteidigung die beastenden Äußerungen gerlachs gegen die Hauptangeklagte anzweifeln. Den Aussageprotokollen kommt dabei eine hohe Bedeutung zu, da Holger Gerlach vor Gericht weiterhin schweigt. Sein Anwalt betonte deshalb immer wieder, dass die Aussagen seines Mandanten glaubhaft seien uns es keine Widersprüche gebe.

Außerdem wurde am 26. Prozesstag der Polizeibeamte M. zum Mord an dem Schneider Abdurrahim Özudoğru aus der Nürnberger Südstadt befragt, der am 13. Juni 2001 im Alter von 49 Jahren von Böhnhardt und Mundlos ermordet worden war. Nebenklägeranwalt Erdal sprachihn auch auf den "Barbie-Puppen-Vergleich"an (Hintergrund: Eine Zeugin hatte damals eine Frau am Tatort als "Barbie-Puppe"), doch M. weiß nicht ob und wie er auf diese Frage antworten soll. "Was ist das Besondere an einer Barbie-Puppe?", fragt Erdal ihn, doch auch Richter Götzl versteht nicht, worauf der Anwalt mit der Frage hinaus will, und droht Erdal die Frage zu entziehen, wenn er nicht den Zusammenhang mit dem Prozess erläutert. Erdal daraufhin: "Das Gesicht der Angeklagten Zschäpe hat mit einer Barbiepuppe große Ähnlichkeit, vor allem wie sie Haare nach hinten gebunden hat. Ich habe mir Barbies genau angesehen. Eine Barbiepuppe hat ein schmales Gesicht, schmale Lippen, dieses Gesicht hat Ähnlichkeit mit Beate Zschäpe." Woraf heiterkeit im Saal ausbrach und auch Beate Zschäpe lachte laut auf.

Radio LOTTE berichtet heute, am Mittwoch, den 24.07.2013, von morgens 7 Uhr bis Nachmittags live direkt aus München vom Prozess. Moderiert wird die Sendung von Shanghai Drenger, dem Radio-LOTTE Chefredakteur und von Ronald Hirte (Foto rechts). Der ehrenamtliche LOTTE-Moderator arbeitet als Historiker und Archäologe in der Gedenkstätte Buchenwald. Ebenso vor Ort ist natürlich Friedrich Burschel, der vom ersten Prozesstag an für Radio LOTTE vom NSU-Prozess berichtete.

Die Themen der Livesendung sind: 1) Der Prozess aus Sicht der NebenklägerInnen, 2) Wie viel Staat steckt im "NSU" (Hier geht es um die Rolle der Landesämter für Verfassungsschutz). 3) Welche Rolle spielen die Untersuchungsausschüsse?, 4) Die Netzwerke rund um den "NSU",5) Der Prozess als Werkzeug der Demokratieförderung? und 6) Der Prozess und Zivilgesellschaftliche Initiativen. Radio LOTTE Weimer empfangen sie auf UKW 106,6 MHz in der Region um Weimar oder HIER im Internet.

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