Sonntag, 2. Juni 2013

"Dramatische Hochwasserlage (Tag 2)": Kreuzung "Fischergasse", "Wiesenstraße" und "Brückenstraße" für den Verkehr gesperrt - Siedlung Ringwiese "säuft ab" - Stromausfälle in mehreren Jenaer Ortsteilen - Schulen und Kitas bleiben morgen und übermorgen geschlossen


(lsn / polizei / feuerwehr) - Nach dem Regenchaos der letzten Tage im Freistaat folgt nun auch im Bereich der Lichtstadt das Hochwasser. In verschiedenen Bereichen in Saalenähe heißt es seit vorgestern Abend: "Land unter".

NEWSTICKER VOM SONNTAG, DEN 02. JUNI 2013
Bürger-Service-Hotline der Stadt Jena = 03641 - 40 4178

04 Uhr: In Jena sind in Saale-nähe inzwischen viele Keller voll Grundwasser gelaufen. Dort, wo die Hauseigentümer nicht mit eigenen Pumpen das Wasser wieder nach drußen befördern können, leisten die Feuerwehren wichtige Hilfe.

07 Uhr: Dramatisch wird die Lage im Wohngebiet Ringwiese in Saalenähe. Dort drohen einige Häuser bis unter die Kellerdecke voll Wasser zu laufen.

07 Uhr 30: Keine einzige Straßen- und/oder Wegeperrung des Vortages kann aufgehoben werden. Der Pegel der Saale hat sich leicht weiter erhöht, er liegt in Rothenstein bei Jena inzwischen über 4 Meter 20. Siehe auch die Pegeltabelle der Hochwasserzentrale. 

08 Uhr 30: Auch am Sonntag muss vor allem in Ostthüringen mit weiterem Regen, zum Teil schauerartig verstärkt, gerechnet werden. Eine endgültige Entspannung der Lage wird erst am Montag erwartet. Zudem kommt es weiterhin verbreitet zu Windböen bis 60 km/h, einzelne davon stürmisch.

09 Uhr 30: Weiterhin gibt es auf der B88 zwischen Dornburg/Saale und Steudnitz in beiden Richtungen keine Entwarung: die Bundesstraße ist also immer noch gesperrt. Ortskundige Autofahrer werden gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren.

11 Uhr: Die größte Kreuzung Jenas in der "Fischergasse" läuft mit Wasser voll. Aus Richtung Volksbad ist die Kreuzung bereits gesperrt, weil tiefe Pfützen auf der Fahrbahn stehen. Der Jenaer Nahverkehr / JeNah hat deshalb den Straßenbahnverkehr an der Unterquerung am Paradiesbahnhof eingestellt und einen Pendel-Ersatzverkehr eingerichtet.

11 Uhr 30: Der Deutsche Wetterdienst gibt eine kleine Entwarnung für die Lichtstadt und ihre Umgebung: Vorerst gibt es heute keinen weiteren Starkregen in der Region um Jena. Das Stadion am Ernst-Abbe-Sportfeld ist weiterhin völlig überflutet (siehe Foto der FCC Webcam).

12 Uhr: Mittlerweile ist die Lage im Wohngebiet Ringwiese so schlimm, dass in manchen Häusern in den Kellerräumen tatsächlich das Wasser bis unter der Kellerdecke steht. Die Stadtwerke Energie mussten den Strom bereits in einigen Häusern abstellen. Die betroffenen Anwohner der Ringwiese versuchen verzweifelt ihr Hab und Gut aus den Fluten zu retten. Seit letzter Nacht sind die Ringwiese-Bewohner zudem vom Ausfall der für dieses Gebiet zuständigen Abwasser-Pumpstation betroffen. In acht Straßen des Wohngebietes können deshalb die Toiletten nicht mehr benutzt werden.

12 Uhr 30: Am späten Vormittag begann der Pegel in Rothenstein leicht aber stetig zu sinken. Um 12 Uhr notierte er dort bei 4 Meter 24. Das sind zwar bereits fünf Zentimeter weniger als beim Höchstand heute vormittag, aber noch immer weit über 50 Zentimeter über der höchsten Warnstufe; normalerweise führt die Saale in Rothenstein einen Wasserstand von 1 Meter 11.

12 Uhr 55: Probleme gibt es jetzt auch im Jenaer Ortsteil Wöllnitz, da durch das Hochwasser auch hier die Abwasseranlage ausgefallen ist. Die zentrale Kläranlage in Jena-Zwätzen wird inzwischen von einem Damm aus rund 600 Sandsäcken geschützt wird. Wenn der Saale-Pegel nicht weiter signifikant steigt, reicht diese Maßnahme jedoch nach Einschätzung der Stadtwerke Energie aus, um Schäden von der Anlage fern zu halten, wie diese soeben bekannt gegeben haben.

13 Uhr 30: In acht Straßen des Wohngebietes An der Ringwiese in Jena können die Betroffenen wegen des Hochwassers ihre Toiletten nicht mehr nutzen. Da ihr Geschäftsgebäude in der Nähe der Ringwiese liegt, haben die Stadtwerke Jena den betroffenen Menschen angeboten, die sanitären Anlagen im Unternehmenssitz in der Rudolstädter Straße 39 zu nutzen. Dafür wurde der Empfangsbereich der Stadtwerke kurzfristig besetzt.

14 Uhr: Auch im Strombereich führt das Saale-Hochwasser inzwischen in der Lichtstadt zu Ausfällen. Im Moment sind hievon vorrangig die Gewerbegebiete in Jena-Nord (unter anderem mit der Großbäckerei) sowie in Göschwitz betroffen. Hier mussten die Stadtwerke Energie einige Trafostationen außer Betrieb nehmen, um langfristige Schäden und Gefahren durch das Hochwasser abzuwenden.

14 Uhr 20: Auch im Bereich von Alt-Lobeda mussten nun einzelne Kunden vom Strom-Netz genommen werden, weil ihre Hausanschlüsse überspült wurden.Zudem ist in Sulza eine Freileitung durch einen umgestürzten Baum beschädigt worden; mittlerweile wird der Ort über ein Notstromaggregat versorgt.

15 Uhr: Während die Westthüringer langsam aufatmen, versetzt das Hochwasser nun die Ostthüringer in erhebliche Angst, denn der Regen traf in den vergangenen 24 Stunden vor allem unsere Region. Zudem fließen Wassermassen aus Sachsen durch die Flüsse. Dort gingen gleichfalls schwere Regenfälle nieder. In Langenwetzendorf bei Greiz prasselte mit 25 Liter pro Quadratmeter seit Samstagmittag der meiste Regen im Freistaat herunter, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes am Sonntag erklärte.

15 Uhr 30: Jenas Ordnungs-Dezernent Frank Jauch hat inzwischen die Koordination der Gesamtlage in Jena übernommen, wie er am Sonntag-Nachmittag in einem Pressegespräch erklärte. Mittlerweile, so Jauch, seien die Pegelstände des großen Saale-Hochwassers von 1994 nahezu erreicht, es würden nur noch wenige Zentimeter fehlen. Auch die Stadt Jena habe nicht vollständige Informationen zur Verfügung, sagte der Dezernent, z. B. über die Situation an der Talsperre. Da im Gebiet der Lichtstadt zudem mehrere Bäche über ihre Ufer getreten seien, sollten sich die Bürger am neu eingerichteten Bürger-Service-Telefon (= Hotline-Nummer siehe oben!) informieren, so Jauch. Besonders schlimm verschärfe sich derzeit die Situation im Gewerbegebiet Göschwitz. Dieses habe vor Kurzem komplett abgesperrt werden müssen. Alle Firmen und Betriebe hätten ihre Arbeit unterbrechen müssen, sagte er im Pressegespräch; eine Zufahrt sei dort nur noch in Begleitung von Mitarbeitern sowie mit Fahrzeugen der Jenaer Feuerwehr möglich.


17 Uhr: In einem TV-Gespräch mit dem MDR, das für die Livesendung "Phoenix Vor Ort" um 17 Uhr 30 aufgezeichnet wird, spricht Frank Jauch über die Situation in Jena und davon, dass in den nächsten Tagen auf die Lichtstadt auch ein Verkehrschaos hinzu kommen werde, da die "Stadtrodaer Straße" vor der Komplettsperrung steht und der Verkehrsstrom, bei stark eingeschränktem Nahverkehr, trotzdem zu bewältigen ist. Außerdem gab der Dezernent bekannt, dass wegen des Saale-Hochwassers am Montag und Dienstag, den 3. und 4. Juni 2013, in Jena sämtliche Schulen und Kindertagesstätten aller Träger geschlossen bleiben. Eine Notversorgung in den Einrichtungen werde gewährleistet, fügte er an.

18 Uhr: Kurze Zwischenbilanz der Straßensperrungen und Überflutungen =

1.) die "Brückenstraße" und die "Wiesenstraße"
2.) der Kreuzungsbereich Paradiesbrücke zur "Knebelstraße"
3.) die "Stadtrodaer Straße" zwischen Wöllnitz und Lobeda-Altstadt
4.) die "Göschwitzer Straße" im Bereich der Einmündung "Geraer Straße" sowie an der Einmündung "Prüssingstraße"
5.) die Ortsverbindungsstraßen zwischen Maua, Rutha und Sulza
6.) die gesamte Ortstlage von Kunitz einschließlich Talsteinstraße und Am Erlkönig
7.) das Gewerbegebiet Göschwitz

20 Uhr: Die Feuerwehr bittet um Verständnis, dass private Keller erst nach Sinken der Grundwasserpegel abgepumpt werden können. Die Stadt Jena bittet die Bürger, sich vorerst selbst und betroffenen Nachbarn zu helfen.

21 Uhr 30: Für die Bewohner des Wohngebietes Ringwiese, die durch den Ausfall eines Abwasser-Pumpwerkes seit vergangener Nacht ihre Toiletten nicht mehr benutzen können, haben die Stadtwerke Energie eine Übergangslösung geschaffen. Bis das Abwasser wieder auf normalem Weg entsorgt werden kann, stehen seit dem Abend 27 mobile Toiletten in den betroffenen Straßen zur Verfügung; weiterhin kann auch von der Möglichkeit Gebrauch gemachtwerden, die Toiletten im Stadtwerke gebäude in der Rudolstädter Straße zu benutzen. Die Stadtwerke Energie arbeiten daran, die Beeinträchtigungen für die Anwohner so schnell wie möglich zu beheben.

23 Uhr: Der Pegelstand der Saale fällt nur unwesentlich. Am Messpunkt Rothenstein liegt er immer noch bei ca. 4 Meter 20 (siehe Tabelle).

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