Mittwoch, 10. Oktober 2012

"Nationalsozialistischer Untergrund": Anklageschrift gegen Beate Zschäpe soll abgeschlossen worden sein - Inhaftierter Unterstützer wurde nach München verlegt

(lsn / mdr) - Aus Kreisen des Bundeskriminalamtes in WIesbaden ist den "Lichtstadt.News" bekannt geworden, dass die Anklageschrift gegen "NSU"-Mitglied Beate Zschäpe (Foto oben bei ihrer Festnahme in Jena) offensichtlich abgeschloosen worden ist. Diese soll in den nächsten Tagen von der Bundesanwaltschaft an das Oberlandesgericht München, an Zschäpes Verteidiger sowie die beschuldite selbst weitergeleitet werden, um eine Anklagerhebung noch im Dezember 2012 möglich zu machen. Als Verhandlungsort soll der Generalbundesanwalt das Münchner Oberlandesgericht München beantragt haben, weil fünf der zehn Morde, die dem "NSU" zugerechnet werden, dort verübt wurden.

Dies deckt sich mit Informationen, die der MDR in anderem Zusammenhang erhalten hat. So ist der, als mutmaßlicher Unterstützer des rechtsextremen Terror-Trios "NSU" seit fast elf Monaten inhaftierte, Ralf Wohlleben (Foto rechts) am Freitag letzter Woche aus der thüringischen Justizvollzugsanstalt Tonna nach München verlegt worden. Ein Sprecher des Justizministeriums in Erfurt wollte dies am heutigen Tag weder bestätigen noch dementieren. Er erklärte jedoch, dass der Gefangene den Freistaat auf Antrag der Bundesanwaltschaft inzwischen verlassen habe.


Ralf Wohlleben wird verdächtigt, die rechtsextremen Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe nach deren Untertauchen unterstützt zu haben. Unter anderem soll er dem Trio eine Schusswaffe beschafft haben. Dies hatten andere mutmaßliche Unterstützer des Trios ausgesagt. Auch ihm soll in München der Prozess gemacht werden, wie aus dem BKA zu erfahren war. Über den Umfang der Anklageakten zu seiner Person gibt es noch keine genauen Hinweise.

Anders bei Zschäpe: Ihre Akten sollen mehr als 600 Bände umfassen, allein die Zeugenaussagen der Nachbarn und Urlaubsbekanntschaften des "NSU"-Trios sollen, so war aus dem BKA zu erfahren, ganze Regalmeter füllen. Belastet soll Beate Zschäpe dabei vor allem durch die Aussagen eines früheren "NSU"-Helfers werden. Weiter soll sie am 4. November 2011 das Wohnhaus, in dem die Terroristen die letzten Jahre gelebt hatten, angezündet und bei ihrer mehrtägigen Flucht die DVDs verschickt haben, in der sich der "NSU" zu neun Morden an Migranten und einem Mord an einer Polizistin bekennt.

Außerdem sollen offensichtlich Polizeibeamte als Zeugen vernommen werden, denen sich Zschäpe nach ihrer Festnahme zu verschiedenen Zeiten offenbart habe. Die beiden "NSU"-Terroristen Mundlos und Böhnhardt seien im Untergrund "ihre Familie" gewesen, soll sie ihnen gesagt haben und: man hätte sie "nie zu etwas gezwungen".

Bei einer Verurteilung drohen Beate Zschäpe unter Umständen mehr als zwanzig Jahre Haft.

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