Dienstag, 23. Oktober 2012

"Highlights, von denen keiner etwas wissen wollte": Antifaschistische Demonstration am 4. November 2012 in Jena geplant

(lsn) - "Das deutsche Volk wird niemals mehr zulassen, dass auf seinem Gebiet Gewalt und Terror regieren. Es wird niemals mehr zulassen, dass bestimmte Gruppen von Menschen außerhalb der Gemeinschaft gestellt werden. Sie alle sind Zeugen dieses Versprechens", sagte der damalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher einstmals nach einem Brandanschlag auf das Altenheim der Israelischen Kulturgemeinde in München mit sieben Toten, bei der anschließenden Trauerfeier.

Wie die bundesdeutsche Geschichte jedoch zeigt, haben die Volksvertreter dieses Versprechen nicht halten oder halten können. 1991 Hoyerswerda, 1992 Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Mannheim-Schönau, 1993 Solingen, 1994 Magdeburg, 2007 Mügeln, 1998-2011 die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe.

Es war der 4. November 2011 als die ais Jena stammenden Neonazis es - zuerst als Bankräuber - auf die Titelseiten der deutschen Presse brachten. Nur drei Tage später wurde dann bekannt, dass sie als nationalsozialistische Bande seit mehr als einem Jahrzehnt unbehelligt raubend und mordend durch die bundesdeutsche Republik ziehen konnte. Was darauf folgte, waren scheinbare Bestürzung und Betroffenheit politischer Repräsentanten sowie neue "Versprechen", dass sich rechte Gewalt und Terror nie wiederholen würden. Versprochen wurde erneut "lückenlose Aufklärung" und es wurde eine Einzelfalltheorie aufgestellt.

Als sich der Journalist und Autor Steven Uhly im ZDF äußerte und verlauten ließ, das er als Mensch mit Migrationshintergrund grundsätzlich Angst hat, in den Osten der Bundesrepublik und speziell nach Jena zu fahren, da rief dies in der Lichtstadt Proteste hervor. Tausende Unterschriften wurden zum ZDF gesandt, das Ganze gipfelte in einer Podiumsdiskussion mit dem verantwortlichen Redakteur. 

Letzte Woche nun gab es in Jena eine Tagung/Podiumsveranstaltung unter dem Titel "Sie kamen von hier". Dort wurden Fragen gestellt nach den Erfahrungen akzeptierender Jugendarbeit, Lichterketten oder dem rassistischen Blick der Mehrheitsgesellschaft gestellt. Ob die richtigen Antworten und Konsequenzen auch breite Teile der Jenaer Bevölkerung erreichen bzw. erreichten, bleibt abzuwarten.

Diese Reaktion der städtischen Verwaltung und von Teilen der Jenaer Zivilgesellschaft hätte genauso in jeder anderen Stadt stattfinden können, meinen nun Initiatoren einer antifaschistischen Demonstration unter dem Titel "Highlights, von denen keiner wissen wollte!, die am 04. November 2012 in Jena stattfinden soll. Dann sollen möglichst viele Menschen auf die Straße gehen.

"Wir wissen, dass unsere Forderung nach umfassender Aufklärung des NSU-Skandals und einer konsequenten Bekämpfung von Nazis und anderen Nationalist_innen bei den derzeitigen Zuständen kaum Erfolg haben wird. Den Rassismus in der Mitte der Gesellschaft wird man nicht mit einer Demo kippen. Aber das wird uns nicht davon abhalten, lautstark darauf aufmerksam zu machen, dass nicht alle Menschen unter diesen Umständen ruhig bleiben. Wir wollen die derzeitige Ruhe stören." heißt es in dem Protestaufruf, den man HIER findet.

Keine Kommentare: