Mittwoch, 9. Mai 2012

Hatte der "NSU" weitere Unterstützer? (Teil 2): Bundesanwaltschaft und Polizei vermuten einen dritten Mann im Zentrum des "Nationalsozialistischen Untergrunds"

  
(lsn) - Derzeit verdichten sich beim Bundeskriminalamt / BKA die Indizien, dass der innere Kreis die Terrorgruppe "NSU" nicht nur aus drei, sondern kurz vor ihrem Ende aus vier Personen bestand.

Bereits nach der Auswertung des Bekennervideos des "NSU" wurde über Ungereimtheiten spekuliert. BKA-Beamten war aufgefallen, dass an zwei Stellen des Videos nicht nur drei sondern vier Köpfe der Comicfigur Paulchen Panther auftauchen (siehe oben). Wie "Cicero-online" berichtet heißt es in einem internen BKA-Bericht hierzu: "Zeit = 13:43 Minuten: An dieser Stelle des Filmes würden auch weniger Köpfe eine symmetrische Darstellung ermöglichen, so dass die Wahl von vier Köpfen an zwei Stellen des Films auch als Hinweis auf die zahlenmäßige Zusammensetzung des NSU gemeint sein könnte“. Spekuliert wurde und wird, ob die vierte Person zum Freundeskreis der Terrorgruppe gehört, der regelmäßig in die Zwickauer Frühlingsstraße zu Besuch kam.


Bemerkenswert erscheint ebenso die Tatsache, dass Beate Zschäpe am 4. November 2011 zu einem Zeitpunkt, als der Tod ihrer beiden Mitstreiter Mundlos und Böhnhardt von der Polizei noch nicht öffentlich gemacht worden war, abrupt ihr Surven im Internet abgebrochen hatte und die Wohnung kurz danach mit Benzin in Brand setzte. Auch hier könnte eine bislang unbekannte Person, die möglicherweise in Eisenach beim damaligen Überfall auf eine Sparkassenfilliale assistiert hatte, die Information weitergegeben haben.

Schon im November letzten Jahres hatten Ermittlungen zu dem Überfall Hinweise auf einen dritten Mann ergeben. Auf Überwachungsbildern aus der überfallenen Sparkassenfiliale war unscharf ein weiterer Mann neben Böhnhardt und Mundlos (siehe Foto links vom Überfall) zu sehen; wenige Tage zuvor hatten dort zwei Männer und eine Frau mehrfach Sparkassen-Mitarbeiter zu Geldabhebungen am Automaten befragt, möglicherweise um die Filiale für den Raub auszukundschaften. Danach, so berichteten die Mitarbeiter, unterhielten sich die drei Personen jedes Mal mit einem weiteren Mann im Vorraum der Sparkasse. Möglicherweise mit der gleichen Person, die am 4. November 2011 Zschäpe vom Tod ihrer Komplizen in Kenntnis setzte.

Das war bisher eher eine vage Vermutung, doch ist das BKA nun bei der Analyse von Asservaten des "NSU" einen wichtigen Schritt weiter gekommen. Auf einer der Waffen, die die Polizei aus dem in Eisenach ausgebrannten Wohnmobil geborgen hatten, fand sich nun, so berichtet "Cicero-online", eine frische DNA-Spur und zwar an der Trommel und dem Lauf eines Revolvers vom Typ Melcher, welche weder Mundlos, noch Böhnhardt bzw. Zschäpe oder einem der Polizeiermittler, die mit den Waffen zu tun oder am Tatort in Eisenach gearbeitet hatten, zugeordnet werden konnte. Einem zuvor erstellten BKA-Gutachten zufolge war dieser Revolver ursprünglich eine sogenannte Gas-Pistole, die zu einer scharfen Waffe für 9-Millimeter-Munition aufgebohrt und umgebaut wurde.

Klar ist dem BKA inzwischen: Ihre Waffen hüteten Mundlos und Böhnhardt wie einen Augapfel, reinigten sie regelmäßig und zwar persönlich. Denn auf sämtlichen anderen Waffen, die die Polizei in Eisenach und Zwickau sicherstellte, entdeckten die Fahnder entweder gar keine DNA-Spuren oder nur solche, die Mundlos und Böhnhardt zugeordnet werden konnten. Von wem die auf dem Revolver gefundene DNA-Spur stammt, ist bislang unbekannt.

Anfang des Jahres erst sollen, unbestätigten Berichten zufolge, Experten des BKA DNA-Spuren von Beate Zschäpe auf einer der Bekenner DVDs nachgewiesen haben, weshalb Zschäpe mit der von ihren Anwäten angedeuteten Version, sie habe nichts von den Aktivitäten des "NSU" gewusst, wohl kaum glaubwürdig sein werde, wie man hört. Zschäpe selbst schweigt bis heute zu ihrer Rolle im Gefüge des "NSU".

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