Freitag, 27. April 2012

"NSU": Das Puzzle setzt sich langsam zusammen (3) - Neue Erkenntnisse zur Rolle von Ralf Wohlleben im Gefüge des "Nationalsozialistischen Untergrunds"?

(lsn/otz) - Wie die Zeitung "BILD am Sonntag" vor kurzem unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete, soll Beate Zschäpe - direkt nachdem sie die Wohnung in Zwickau in Brand gesetzt hatte - mehrfach bei beim im letzten Jahr festgenommenen André E. auf einem von dessen Handys angerufen und ihn um Hilfe gebeten haben. Von diesem Handy aus, so die "BamS" sei auch der Ende November 2011 in Jena festgenommene Ex-NPD Funktionär Ralf Wohlleben angerufen worden.

Nun berichtet die Ostthüringer Zeitung, dass die Bundesanwaltschaft ihren Verdacht gegen Wohlleben erweitert habe. Nach Informationen der OTZ werde der 36-Jährige inzwischen verdächtigt, Beihilfe zu allen zehn Morden und dem versuchten Mord geleistet zu haben, die von der rechtsextremen Terrorzelle "NSU" begangen worden sein sollen. Der letzte Woche in die Thüringer Haftanstalt in Gräfentonna verlegte Wohlleben kannte die "NSU"-Mitglieder Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und die ebenfalls seit November 2011 inhaftierte Beate Zschäpe bereits aus der Zeit vor ihrer Flucht.

Gestern suchte die Bundesanwaltschaft in drei Bundesländern nach weiteren Beweisen für den Weg der "NSU-Mordwaffen". In Hessen, Thüringen und Sachsen wurden von Beamten des Bundeskriminalamts mehrere Wohnungen und Garagen durchsucht. Im Mittelpunkt der Interesses standen dabei Räume von zwei Personen in Hessen und Thüringen.

"Uns liegen derzeit keine zureichenden Anhaltspunkte dafür vor, dass diese beiden Personen wissentlich die terroristische Vereinigung 'NSU' unterstützt haben", sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Marcus Köhler auf Anfrage. Zu den Orten der Durchsuchung wollte er keine näheren Angaben machen. Als sicher gilt jedoch, dass elektronische Datenträger sichergestellt worden seien.

Ebenso scheint inzwischen sicher zu sein, dass ein in Zwickau gefundenes Drehbuch für das Bekennervideo des "NSU" (siehe Foto oben) von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt stammt. Dies habe eine Handschriftenanalyse des Bundeskriminalamts ergeben, erfuhr jetzt "Die Tageszeitung" aus Sicherheitskreisen. In dem zynischen Video lassen die Terroristen eine Comicfigur ihre neun Morde an Migranten sowie zwei Anschläge in Köln und den Mord an einer Polizistin in Heilbronn 2007 kommentieren.

Nach dem Tod von Mundlos und Böhnhardt soll deren mutmaßliche Komplizin, Beate Zschäpe, das Video verschickt haben, nachdem sie mit André E. telefoniert habe und sich später der Polizei stellte. Wie bereits berichtet wurde sollen sich auf einer der DVDs DNA-Spuren von Zschäpe befunden haben. André E. wiederum wird verdächtigt, das Video im Auftrag von Mundlos und Böhnhardt angefertigt zu haben.

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